19. bis 21. Juli 2007: Moskau
Hotel Cosmos, wir wohnen im 24. Stock mit Blick auf die Innenstadt von Moskau. Am Freitag fahren wir mit der U-Bahn zum Roten Platz, zum Kreml und zur Basilius Kathedrale. U-Bahn fahren in Moskau ist ein Erlebnis. Die Orientierung in kyrillischer Schrift lässt die Richtung und die Stationen nur erahnen. Also wohl Vorstufe was uns in Peking erwartet.
Am Nachmittag ist Roger in den Kaspersky Lab eingeladen. Dazu hier mehr:

Kaspersky Lab: Die IT-Virenjäger von Moskau
Der Fahrer holt mich in der Lobby vom Hotel ab. Wir fahren bereits eine halbe Stunde durch die belebten Strassen von Moskau. Ich bekomme einen Anruf vom Labor: «Ob ich heute zu ihnen komme? Der Fahrer habe mich im Hotel nicht gefunden.» Ich erkläre ihm, dass ich in einem Auto sitze und mich ein Fahrer abgeholt hat. Nur: Wer ist mein Fahrer? Und wohin fährt er mich. Der Kaspersky-Mann ist auch etwas ratlos. «Kommen Sie auf jeden Fall in den 6. Stock und warten Sie bei der Sicherheitskontrolle. Ich hole Sie dann ab.» Wir fahren jetzt bereits eine Stunde, wir kommen langsam an den Stadtrand, die Häuser werden immer niedriger, auf keinen Fall sind sie nicht mehr sechsstöckig…
Er fährt in einen Industriekomplex, passiert eine erste Sicherheitskontrolle – ich werde etwas ruhiger, denn ich sehe das Firmenschild von Kaspersky, den IT-Virenjägern.

Natalya Kaspersky begrüsst mich in ihrem hell eingerichteten Büro im 6. Stock. Sie erzählt von den letzten 10 Jahren. Zusammen mit ihrem Ex-Mann hat sie die Firma gegründet. Er hat die Software entwickelt, sie war für das Marketing zuständig. Damals waren sie 6 Leute, die an das Thema IT-Sicherheit glaubten. Heute arbeiten 800 Menschen auf der ganzen Welt für Kaspersky. Die Firma wächst immer weiter. «Letzte Woche haben wir hier im Hauptsitz in Moskau das 10 Jährige Jubiläum gefeiert», erzählt Natalya. Mir wurde die Dimension der Firma plötzlich so richtig bewusst. Natalya Kaspersky ist die CEO des Unternehmens. Ein Unternehmen mit einer globalen Mission und einer russischen Seele. Natalya Kaspersky plant für die Zukunft das Management zu erweitern und auf verschiedene Niederlassungen zu verteilen.

Natalaya führt mich zu ihrem Ex-Mann in den 7. Stock, zum Kopf des Unternehmens, zu Jewgenij Kaspersky. Er hat für 20 Jahren einen ersten Virus auf seinem Computer entdeckt. Damals begann seine Mission und er hat die ersten Anti-Viren_Programme geschrieben. Jewgenij kennt die Szene, kennt die Technologien und die Trends. Für ihn sind die heutigen Virenschreiber keine «pickeligen Studenten, oder IT-Hooligans mehr». Das sind organisierte Banden, das sind Kriminelle, die sogar im Auftragsverhältnis arbeiten. Jewgenij träumt von einem neuen Internet, nur mit personalisiertem Login. Das Vertrauen in die User wäre grösser. «Trotzdem geht uns die Arbeit aber nicht aus. Wir hätten viel weniger Gegner, das wären aber Profis».

Profis arbeiten auch im VirenLabor von Kaspersky. In zwei Schichten wird rund um die Uhr gearbeitet. Stündlich liefert Kaspersky ein Update an alle User aus. Auf einem grossen Screen werden die aktuellen Bedrohungen laufend angezeigt. Die Atmosphäre ist offen, freundlich und kommunikativ. Einzig der Blick ins Allerheiligste wird schwierig. Die Türe darf nur durch einen Mitarbeiter von der IT geöffnet werden. Die Server dürfen nicht im Details fotografiert werden, das Hacker nicht auf die Hardware schliessen können.

Am Schluss treffe ich Vitaly Kamluk. Er ist Viren Analyst – und schon seit Jahren bei Kaspersky vorbei. Er erzählt wie die Virenjäger von Moskau arbeiten und was ihn an dieser Arbeit fasziniert. Vitaly kommt ins schwärmen, bekommt glänzende Augen. Es ist für ihn fast eine Sucht, die neusten Bedrohungen vor allen anderen zu entdecken. Er bekommt ins einer Arbeit auch ein Bild der Arbeitsweise der Hacker. «Manchmal erkenn ich am Code bereits um wen es sich hier handelt.» Vitaly hat aber Sorgen, dass sie auch in Zukunft genügend ausgebildetes Personal haben werden. In Russland haben sie einfach nicht genügend IT-Spezialisten.

Im KasperskyLab am Freitag Nachmittag ist es inzwischen 18 Uhr geworden. Vom Wochenende ist nichts zu merken, die neue Schicht übernimmt. Sie werden bis am Samstag um 6 Uhr arbeiten.

suroflo
 

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