Verpackungsdruck mit unverwechselbarem Company Spirit

«Es ist unser grösser Kunde hier in Südchina» meinte Vivian Xu, sie ist Marketing-Mitarbeiterin bei Heidelberg in Shanghai. Wir sind auf der Fahrt zur Hausdruckerei der Shanghai Tobacco Group, rund eine Stunde ausserhalb von Shanghai. Hier werden Verpackungen für Zigaretten und Kosmetika produziert. Etwa 1000 Personen arbeiten auf dem rund 180'000 m2 grossen Fabrikgelände, das wie ein kleines Dorf auf mich wirkt. Neben den beiden Fabrikationshallen hat es einen Sportplatz für Fussball und Basketball, eine Mensa, eine Karaokebaar und Wohnräume für einen Teil der Mitarbeitenden.

Heidelberg und Bobst
Mein Besuch fällt auf den Nachmittag des Mondfestes. Das ist der Tag des Herbstvollmondes. Traditionell trifft sich an diesem Tag in China die gesamte Familie zu einem grossen gemeinsamen Abendessen. In den Hallen von Shanghai Tobacco ist es darum sehr ruhig meint Guan Jian Ping, sie ist stellvertretende Leiterin der Konstruktionsabteilung, und führt mich durch das Gelände. Normalerweise wird hier im Dreischicht-Betrieb rund um die Uhr gearbeitet. An jeder Maschine arbeiten drei Drucker, Hilfspersonal gibt es in China nicht. Der Maschinensaal ist beeindruckend: 7 Heidelberg-Maschinen in den Formaten 74, 102 und 105 (6- und 8-Farben, mit Lackwerk und Inline-Veredelung) sowie 5 Maschinen der chinesischen Beeiren-Gruppe. Zwei Flexodruckmaschinen, eine Siebdruckmaschine, und acht Stanzapparate Bobst 104 ER ergänzen den Maschinenpark. «Die Stanzmaschinen kommen übrigens gleich von nebenan» schmunzelt Guan Jian Ping als ich freudenstrahlend auf das Schweizerkreuz an der Maschine zeige. Bobst hat in Shanghai ein eigenes Werk, in dem seit mehreren Jahren für den chinesischen Markt produziert wird. Leider darf ich in den Produktionshallen nicht fotografieren – das ist nur auf dem Freigelände erlaubt. Bilder von der produktion gibt es aber auf der offiziellen Website (Link am Schluss des Textes).

Wir gehen weiter in die Vorstufe und die Plattenkopie. In der Vorstufe werden die Daten aus der hauseigenen Designabteilung für die Ausgabe aufbereitet. Mir fällt auf, dass die acht Mitarbeiterinnen mit relativ alten Illustrator-Versionen arbeiten. Für die nächste Zeit sei hier ein grösserer Update geplant, wird mir versichert. Sechs Mitarbeitende arbeiten in der Plattenkopie. Der grösste Teil der Daten wird nach wie vor auf Film belichtet. Erst im Kosmetikbereich setzt sich CTP langsam durch. Die beiden Belichter sind von Agfa und werden mit einem Apogee-Workflow angesteuert.

Kunden aus Asien und Europa
Ich frage Guan Jian Ping nach der Auftragsstruktur. «Wir drucken im Moment relativ kleine Auflagen, meist einige Hunderttausend bis mehrere Millionen» meinst sie, «das ist stark kundenabhängig. Allein für Shanghai Tobacco gibt es rund 300 verschiedene Verpackungen. Immer mehr kommen auch Aufträge aus dem nahen Taiwan, aus Korea und auch aus Europa.» Kürzlich – so erzählt sie mir – wurden Zigarettenverpackungen für Luxembourg hier in Shanghai gedruckt. Über die geplanten Entwicklungen im Verpackungsdruck kann mir Guan Jin Ping nicht viel erzählen: «Höhere Qualitätsansprüche und Hologramme im Schutz gegen Raubkopien werden immer wichtiger».

Wir verlassen die Fabrikationshalle und gehen Richtung Mensa. Auf dem ganzen Gelände ist Musik zu hören. «Das ist ein Teil unserer Corporate Culture» sagt Guan Jian Ping. Sie zeigt auf einen grossen Stein mit einer chinesischen Inschrift. «Das ist unser Company Spirit: Community, Competition, Unique». Ich bekomme den Einruck, dass das nicht leere Worte sind. Guan Jian Ping ist stolz für Shanghai Tobacco arbeiten zu dürfen. Sie führt mich zu einem kleinen Teich: «Es hat sogar Fische drin. In den Pausen treffen wir uns oft hier.» Auch Vivian Xu von Heidelberg versichert mir bei der Heimfahrt, dass Shanghai Tobacco ein vorbildlicher Arbeitgeber ist: «Die Weiterbildung der Mitarbeitenden ist vorbildlich organisiert. Es gibt täglich Shuttle-Busse an sechs verschiedene Orte in der weiteren Umgebung und alle haben zwei Wochen Ferien.»