Das Spiel mit chinesischem und europäischem Design

«Senior Art Creative Director» steht auf der Geschäftskarte von Li Yun. Er ist der kreative Kopf der China Ausgabe von Harper’s Bazaar. Das renomierte Mode- und Lifestyle-Magazin  erscheint monatlich mit je einer Ausgabe für Frauen und Männer. «Wir produzieren monatlich bis zu 600 Seiten» erzählt Li Yun stolz. «Wir arbeiten vollumfänglich mit Adobe CS2: Photoshop und Illustrator für Bild und Grafik, das Layout anschliessend in InDesign.» Bis zum druckfertigen pdf wird der Bazaar vollständig «in House» produziert. Der Druck erfolgt extern bei einer der grossen Druckereien im Süden von China.

Haper’s Bazaar gehört zur «Trends-Gruppe». Das Verlagshaus – das Trends-Building – liegt im SOHO-Quartier mitten im neuen Peking. Die Gruppe verlegt in China Magazine wie «Cosmopolitan, HIM oder National Geographic». In der riesigen mit viel Licht durchfluteten Empfangshalle empfängt mich Li Yun. Er führt mich in den 21. Stock, dort sitzen Redaktion und Design des Bazaar. «Es ist die intensivste Zeit des Monats» entschuldigt er sich. «Wir sind gerade in der heissen Designphase». Zusammen mit 6 Grafikerinnen gestaltet er die beiden Magazine, sämtliche Inserate und Plakate. Li zeigt mir die Designabteilung: Auf einem vielleicht 10 m langen Tisch stehen die sechs Apple Macintosh Stationen. Daran arbeiten die Gestalterinnen, abwechselnd auch im Dialog mit den Redaktionsleuten. Es sind ungewöhnliche Arbeitsbedingungen für uns aus Europa. Redaktion und Produktion arbeiten in Grossraumbüros auf engstem Raum. Es fehlt der Freiraum um Arbeiten auszulegen. Li führt mich zu einem kleinen Besprechungstisch, der mit Druckmustern belegt ist.

Die Gestaltung kommt vor dem Inhalt
«Ich arbeite seit sechs Jahren für den Bazaar» erzählt der heute 35jährige. Er hat während vier Jahren am Art College in Peking Design studiert. «Es ist eine grosse Herausforderung jeden Monat den Puls der Gesellschaft zu fühlen. «Wir gehören zur Trends-Gruppe – und wir machen Trends» sagt er stolz. Das chinesische Design fällt durch seine starke Bildsprache auf. «Die Bilder müssen klar sein, der Hintergrund ist in der Regel schwarz oder weiss. Die Menschen müssen frisch wirken, müssen Energie und Lebensfreude ausstrahlen. Die Menschen hier in China lieben gute Bilder». Für uns Europäer/innen wirkt diese Bildsprache jedoch synthetisch und künstlich. Die meisten Fotos kommen von externen Fotografen. In der Zwischenzeit hat der Bazaar aber eine eigene Fotografin angestellt. Li Yun beschreibt wie das Layout entsteht. «Wir haben eine handvoll vordefinierter Designsets. Daraus entsteht dann die eigentliche Gestaltung.» Der Ablauf ist immer der gleiche: Zuerst bestimmt die Redaktion das Thema. Dann legt das Design den Gestaltungsstil fest. Jetzt folgen die Bilder und am Schluss der Text. Die Gestaltung steht also vor dem Inhalt – «so wie es bei einem Designmagazin eben sein muss» schmunzelt Li.

Cosmopolitische Gestaltung
Er kommt nochmals auf die Bilder zu sprechen: Rund 70 % der Fotos stammen aus China. Die restlichen 30% kommen von den Schwesterausgaben in Europa. Und genau das gibt dem Magazin den «cosmopolitischen-Stil». Das widerspiegelt sich auch in der Typografie. «Wir arbeiten mit wenig verschiedenen Schriftfamilien. Die Didot ist für den englischen Text unsere Leadschrift. Dazu kommen Auszeichnungen in Trendschriften, oft auch in Schreibschriften». Wir sprechen über die Vermischung von europäischer und chinesischer Typografie. «Das gibt ein spannendes Spiel» erzählt Li. «So entstehen Typo-Bilder die unsere Leserinnen und Leser lieben».

Als Farben dominieren rot und schwarz. Einzig die Werbung sprengt dieses Farbkonzept. Für die Männerausgabe werden stärkere, weniger verspielte Farben verwendet. Li spricht in diesem Zusammenhang von «seriöseren» Farben. Auch die Schmuckelemente werden bei der Männerausgabe dezenter eingesetzt. In der rund 450 Seiten starken Frauenausgabe dominieren organische Ornamente und Formen. Diese dekorative Formensprache wird immer wieder durch die internationale Werbung unterbrochen. Einzelne Inserate sind auf Spezialpapier gedruckt, teilweise sogar als Leporello zum einlegen.

Der Bazaar er ist in Peking allgegenwärtig. Auf Plakatwänden und in Inseraten wird für das Magazin geworben. Li Yun verabschiedet sich: «Es wird ein Rennen gegen die Zeit, bis wir die letzten Seiten fertig haben – aber wir werden es schaffen».

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