QL-ART: Commercial Printing Made in China

«Wir haben unsere Druckerei nach europäischem Vorbild geplant» sagt Guoliang Zhu stolz. «Viel Glas, Metall, Sichtbeton, offene Räume stilvolle Möblierung und kurze Wege». Guoliang Zhu ist einer der drei Mitinhaber von Beijing QL-ART Printing. QL-ART ist eine Erfolgsgeschichte, ganz auf Chinesisch. Begonnen hat alles am Beijing Institute of Printing. Direkt nach Studienabschluss – im Februar 1995 – haben drei Stundenten den Schritt in die Selbständigkeit gewagt. Die Zeichen standen gut – der chinesische Markt öffnete sich langsam, wirtschaftliches Handeln wurde belohnt.
Auf einer gebrauchen Heidelberg GTO mit bescheidener Vorstufe und in provisorischen Räumlichkeiten war der Start geglückt. QL-ART wollte aber mehr: Qualitativ hochstehende Drucksachen auf modernsten Produktionsmitteln in einem professionellen Umfeld. Das war das Ziel, dass sich die drei Druckingenieure gesetzt haben.
Heute – zehn Jahre später –  ist QL-ART einer der Referenzbetriebe für Heidelberg China. 2003 wurden der imposante Neubau in der Nähe vom internationalen Flughafen Tianzhu in Peking bezogen.

Das Aquarium: Die Fische sind immer wachsam
Die drei Chefs sitzen im zweiten Stock in einem Grossraumbüro. In der Besprechungsecke steht auch das obligate Aquarium. Die Fische gelten in China als Symbol der Achtsamkeit. Fische schlafen nie, haben die Augen immer geöffnet. Für QL-ART mehr als nur eine Metapher.
Wir gehen zuerst in die Kundenberatung in der obersten Etage. Auf engstem Raum sitzen einige Mitarbeitende an Computern. Hier wird die Auftrags- und Terminplanung gesteuert. Das Verkaufsteam ist dauernd unterwegs – und zwar in ganz China, betont Guoliang.
Die Vorstufe unterscheidet sich nicht gross von europäischen Druckereien. Es wird mit den neuen Mac’s und Adobe CS 2 gearbeitet. In den nächsten Wochen wird wohl auf CS 3 umgestellt. «Mit dem konsequenten Umsetzen des Workflows happert es noch» sagt Guoliang Zhu. «Noch haben wir die Kalkulation und auch die Weiterverarbeitung nicht eingebunden». Es gibt zwar elektronische Auftragstaschen, aber nach dem CTP happert es mit der Vernetzung. Der komplette Prinect-Workflow ist eines der Ziele für das nächste Jahr.

Digitaldruck: Mehr als nur ein Hobby
«Die nächste Abteilung wird sie überraschen» meint Guoliang Zhu und schmunzelt. Wir verstehen vor einer Indigo HP-Digitaldruckmaschine. «Es ist die erste Maschine die in Asien installiert wurde» sagt Guoliang stolz. «Wir haben sie seit einigen Wochen, die Ergebnisse überzeugen – auch qualitativ.» Im Moment laufen gerade einige Testbogen. Druckinstruktoren von Heidelberg sind zu Besuch. Auch sie sind überrascht: «Je nach Auftragssegment – Auflage, Farbe und Qualitätsanspruch – ist die Indigo eine echte Alternative». QL-ART plant den Digitaldruck speziell für Auflagen unter 150 Expl. ein. Und dieser Markt ist zur Zeit extrem am wachsen. An der Indigo arbeiten ehemaligen Instruktoren von HP-China. «Die konnten wir abwerben» lächelt Guoliang Zhu verschmitzt.
Wie auch in Europa ist es zu Zeit schwierig in China gut ausgebildetes Personal zu finden. Es gibt keine eigentliche Berufslehre. Die Leute werden entweder «on the job» ausgebildet oder kommen von der Universität. Ab und zu holt QL-ART auch Uni-Professoren für spezielle Kurse in die Firma. Jedem neuen Mitarbeitenden wird ein «Götti» zur Seite gestellt. Er oder sie hilft die ersten Woche bei allen anfallenden Problemen.
Wir kommen in den Maschinensaal. Da steht eine SM 52-5 und eine SM 74-4, beide mit Lackwerk. An der Drupa 2008 will QL-ART eine 8-Farben Maschine evaluieren. «Ganz bestimmt wird es aber eine Heidelberg-Maschine sein» betont Guoliang Zhu. «Es ist die Marke, die Stabilität, die Qualität und natürlich die Zusammenarbeit.»

Weiterverarbeitung: Handwerk nach wie vor gefragt
Die Druckerei ist extrem sauber, macht auf mich einen durchorganisierten strukturierten Eindruck. Guoliang Zhu legt dazwischen auch immer wieder Hand an. Kontrolliert Druckbogen, spricht mit den Mitarbeitenden gibt Anweisungen.
Der Schritt in die Weiterverarbeitung ist wie ein Wechsel in eine andere Welt. Auch hier zwar stehen Sammelhefter, Falzmaschine und Klebebinder. Mir fallen aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf. Vieles passiert hier noch in Handarbeit. Um die Tische stehen und sitzen teilweise bis zu 10 Personen. «Die Löhne sind extrem niedrig» meint Guoliang Zhu. «Wir können uns Handarbeit noch leisten. Sieist oft sogar günstiger, als wenn wir eine Maschinen beschaffen. So sind wir flexibel und offen für ausgefallene Kundenwünsche».
Genau das ist die Stärke von QL-ART: Die Kundenorientierung. Vielleicht generell eine Stärke der Chinesen. QL-ART ist als klassische Akzidenzdruckerei gross geworden. Sie verstehen sich auch heute als einer der führenden Anbieter im «Commercial Printing». Mit den Standorten in Peking, Xi’an und Shanghai sind sie in drei wichtigen Ballungszentren vertreten.
Wir gehen zurück in die Besprechungsecke. Ich spreche Guoliang Zhu auf die Angst von Druckereien an, falls China in den europäischen Markt einsteigen möchte. «Das ist doch kein Problem» sagt er und lacht «wir müssen uns auch dauernd gegen die Konkurrenz im Süden von China behaupten. Die Europäer müssen einfach besser sein als wir».

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