e-print.cn: Ein Drucker mit Leidenschaft

Von Shenzhen nach Dongguan ist es auf der verkehrsreichen Autobahn eine gute Stunde Fahrzeit. Der Industrie- und Wirtschaftsstandort Dongguan funktioniert nach eigenen Gesetzmässigkeiten: Jede Strassenzug hat seine «eigene Industrie». Das bedeutet eine ganze Strasse nur mit Autowerkstätten, eine Strasse mit Lebensmittelgeschäften oder eine Strasse mit Eisenwarenläden. Nur Restaurants und Druckereien sind über die ganze Stadt verteilt – das braucht es überall – erzählen mir die beiden Mitarbeiterinnen von Heidelberg auf der Fahrt nach Dongguan.

FM-Raster und HiFi-Colour
Wir besuchen e-print.cn, auf den ersten Blick eine ganz typische chinesische Druckerei. «Mr. Mo ist der General Manager und Gründer von e-print», mir wird ein etwa 35 jähriger, dynamischer und kommunikativer Druckereibesitzer vorgestellt. Er stellt mir seinen Betrieb kurz vor: «Seit sechs Jahren arbeiten wir ausschliesslich mit Heidelberg-Maschinen. Das sind im CTP ein Topsetter und ein Suprasetter und im Druck je eine GTO 52, SM 74 und CD 102.» Alles Vierfarbenmaschinen die auch schrittweise in die Gesamtvernetzung eingebunden werden. Nächstes Jahr soll eine weitere Maschine installiert werden. Zur Zeit arbeiten 80 Personen für e-print.cn und die Firma wächst weiter. Um den Kundenbedürfnissen im qualitativ hochstehenden Akzidenzdruck gerecht zu werden, druckt e-print einen Grossteil seiner Broschüren im FM-Raster. Auch der Einsatz von HiFi-Color wird immer wichtiger. Für China sind beide Technologien nach wie vor eine Besonderheit.

Stolz auf den Maschinenpark
Die Räume bei e-print.cn sind grosszügig und zweckmässig eingerichtet. Die Seitenwände der Druckwerke sind mit Spezialfolie geschützt, damit die Maschinen sauber bleiben. An jeder Druckmaschine arbeiten vier Personen. «Unser Ziel ist es mit der Vernetzung das Team auf zwei Drucker zu reduzieren.» Herr Mo und sein Team ist stolz auf die Maschinen. Für ihn ist der technologische Fortschritt von Heidelberg der Hauptgrund für den Erfolg seiner Firma. Neben jeder Maschine hängt eine Informationstafel mit den technischen Daten und den genauen Angaben zur Wartung und Pflege. Vom hochtechnologischen Maschinensaal wechseln wir das Gebäude und kommen in die Weiterverarbeitung. Hier steht eine Schneidemaschine, eine Falzmaschine und ein Sammelhefter. «Made ist Switzerland» schmunzelt Herr Mo und zeigt auf den Sammelhefter von Müller-Martini «Good Quality». Der Rest ist aber wie überall in China Handarbeit. Rund 20 Personen sitzen an einem Tisch und verpacken gerade einen Prospekt. «Diese Produktivität zu diesen Kosten können wir durch keine Maschine ersetzen» sagt Herr Mo. Das ist einer der Standortvorteile von China gegenüber dem Westen.

Kenne die Konkurrenz
e-print.cn arbeitet eng mit Designagenturen zusammen. «Wir machen selber keine Gestaltung» sagt Herr Mo, «da fehlt uns das notwendige Know-How. Wir planen aber mit der Agentur zusammen jeden Auftrag. Wir bestimmen zusammen die Farben, die Bildqualität und die Farbwerte.» Das bedeutet mehr Zeit und Aufwand im Vorfeld, der sich aber in der Endabrechnung auszahlt. Immer wichtiger wird auch die Zusammenarbeit mit den Grossdruckereien in der Umgebung. «Für diese Kollegen Drucken wir oft Testjobs für den europäischen Markt in Kleinauflagen. Bevor dann die endgültige Auflage bei ihnen selber gedruckt wird.» Herr Mo zeigt mir einige Beispiele: Das sind Bedienungsanleitungen, Prospekte und Dokumentationen. Der Trend zu Kleinauflagen wird immer grösser – auch in einem Riesenland wie China. Wie überall im Land wird speziell im Süden von China immer mehr «über den Preis verkauft». Das ist eine Tendenz die auch Herrn Mo Sorge macht: «Mit unserem technologischen Vorteilen versuchen wir dieser Entwicklung entgegenzutreten. Unsere Hauptkonkurrenten sind aber in Malaysia und Indien – dort sind die Preise noch billiger und die Transportwege werden immer kürzer.» Herr Mo schmunzelt, als ich ihn auf die Angst von Schweizer Druckern anspreche, dass China immer mehr auch für den europäischen Markt produziert. «Ihr müsst einfach wissen warum China so schnell wächst», meint er «ihr müsst schauen wie wir arbeiten und produzieren. Auch in der Druckindustrie müsst ihr Spezialitäten für den eigenen Markt entwickeln – gleich wie Uhren und Schokolade».

Eigene Kultur – hohe Qualität
Die internen Qualitätsansprüche sind bei e-print.cn sehr hoch – und das ohne offizielles Qualitätssystem. «Wir müssen dem Kunden unsere Qualität in den Arbeiten beweisen können. Die Q-Systeme in China entsprechen heute nicht den technischen Möglichkeiten in der Praxis». Herr Mo ist sehr Stolz auf das technologische Wissen seiner Mitarbeitenden. Er schickt sie immer wieder zu Heidelberg-Trainings oder organisiert Schulungen im Betrieb. Auf diesem Wege ist ganz nebenbei eine firmeneigene Unternehmenskultur entstanden. Er schätzt die Loyalität seiner Mitarbeitenden gegenüber von e-print. «Unsere Firma ist nach wie vor am Wachsen» sagt Herr Mo. «Unser Team arbeitet mit Leidenschaft. Ich führe regelmässig Gespräche mit dem Team und organisiere Firmenevents.» Zusammen mit seinem Team überprüft er laufend die Abläufe: «So entstehen Vorschläge was anders strukturiert oder einfacher geplant werden kann».

Herr Mo führt uns nach draussen zum Auto. «Kommt wieder mit Leuten vorbei. Ich mache das wirklich gerne» sagt er zu den beiden Marketing-Mitarbeiterinnen von Heidelberg zum Abschied. Ich habe einen Drucker kennen gelernt, auf den der Begriff «Leidenschaft» zutrifft. Und ich habe eine Druckerei gesehen die genau so gut in Frankfurt oder Bern stehen könnte: Modern eingerichtet, klar strukturiert und partizipativ mit den Mitarbeitenden entwickelt.

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