PMC: Heidelberg Print Media Center, Shenzhen

In Heidelberg heisst sie «PMA: Print Media Academy» in China «PMC: Print Media Center». Ein kleiner Unterschied, der sogar staatlich abgesegnet ist. «Academy» darf in China nicht von private Bildungsinstitutionen verwendet werden. Für Heidelberg wurde die chinesische Ausgabe der PMA kurzerhand zum Print Media Center. Als Standort wählte Heidelberg 1998 die Stadt Shenzhen, ganz Südosten von China, nur eine knappe Stunde neben Hongkong. Shenzhen wurde als erste chinesische Stadt für den Westen geöffnet und der Standort erweist sich noch heute als ideal. Nicht weil hier bereits seit 1990 der erste Mac Donalds des Landes seine Hamburger an Chinesinnen und Chinesen verkauft. Neben der Region Beijing sind im Gebiet zwischen Shanghai und Hongkong die grossen Druckzentren Chinas angesiedelt sind. Rund 75% der gesamten Druckproduktion stammt aus diesen Ballungsgebieten. Der Staat versucht im Moment mit Invstitionsprojekten auch einen Teil der Druckproduktion in den dünn besiedelten Westen des Landes zu verlagern.

Kundendemos und Schulung
Clark Chung ist einer der fünf Instruktoren im Print Media Center in Shengzhen. Clark ist gelernter Drucker, er hat lange in Taiwan gelebt und gearbeitet. Er ist ein fundierter Kenner der Print- und Medienindustrie in China. Seit sechs Jahren arbeitet er jetzt im PMC. Er gibt mir zuerst ein Kurzportrait der PMC:
Gegründet 1998, hat heute eine Fläche von rund 2000m2, drei Demobereiche und 4 Schulungsräume, fünf vollamtliche Ausbildner/innen
Aufgabengebiete: Kundendemos und Trainings
Infrastruktur: Komplette Vernetzung von Prepress bis Postpress. Rund 20 Mio. RMB Investitionsvolumen.
Jährlich rund 80 Kundendemos und 3-4 Open Haus-Veranstaltungen
Zwischen 80 und 100 Schulungswochen pro Jahr (intern und extern)
Spezialprojekte wie «China Teachers Forum» und «China Train» (Intensivschulung für neue Heidelberg-Ingenieure)

Mit Stolz zeigt mir Clark Chung das soeben aufgebaute «Heidelberg Star Peripheries Information Center». An einer im Querschnitt simulierten Druckmaschine können sämtliche Einzelteile und Funktionsweise ausführlich demonstriert werden. «Das ist für unsere internen Weiterbildungen extrem wichtig.». Clark legt viel wert auf die internen Schulungen: «In China besteht ein grosser Nachholbedarf an Weiterbildung in der Druckindustrie. Hier hat Heidelberg eine wichtige Aufgabe. Auch in der Zusammenarbeit mit den Hochschulen und Universitäten. Letztes Jahr haben wir Heidelberg-Intern in 35 Trainings rund 280 Mitarbeitende geschult.»

Priorität 1: CTP
Wir kommen auf das Thema "Prinect und Vernetzung" zu sprechen. Zwei Techniker aus Heidelberg geben ihren Kolleginnen und Kollegen aus China eine Einführung in «Image Control». Die Schulung wird auf Video aufgezeichnet und feinsäuberlich dokumentiert. Im Pausengespräch sagt mir einer der beiden Techniker: «Es ist harte Arbeit, ich sehe viele grosse Augen, aber die Aufmerksamkeit und Konzentration der Kolleginnen und Kollegen ist beeindruckend.» Clark Chung relativiert die Bedeutung der kompletten Vernetzung: «Das ist für Heidelberg hier in China aber erst der übernächste Schritt. Zuerst kommt das Thema CTP. Nach wie vor belichten rund 85% sämtlicher Druckereien auf Film und kleben dann ihre Druckformen zusammen.» Und doch, bereits sind die ersten einfachen Vernetzungsprojekte installiert. Schwierigkeiten gibt es noch mit der Anbindung der Auftragsbearbeitung. Die beiden Komponenten «Prinance» und «Datacontrol» sind noch nicht für den chinesischen Markt lokalisiert. Grund ist das Problem mit dem komplexen chinesischen Zeichensatz. Heidelberg China sucht im Moment nach einem geeigneten MAS-System.

Der lange Weg zum Importantrag
Wir sprechen über den Ablauf von Schulungen. «Die Mentalität ist hier komplett anders als in Europa» erzählt Clark, «nicht selten verlassen Teilnehmende die Schulung, weil sie soeben von einem anderen Arbeitgeber ein besseres Angebot erhalten haben». Die Loyalität gegenüber ihren Arbeitgebern ist in China nicht sehr hoch. Diese Aussage wurde mir von verschiedensten Seiten bestätigt. Clark beschreibt mir aus seiner Optik die chinesische Druckindustrie: «In China gibt es heute rund 180'000 Druckereien. Nur knapp 5% davon arbeiten mit Maschinen aus dem Ausland. Diese 5% generieren aber 60% der gesamtem Produktivität.» Mit anderen Worten: Die chinesische Druckindustrie steht vor einem enormen Investitionsvolumen – Happy Drupa 2008! Hier greift jetzt auch der Staat ein – offiziell um di einheimische Produktion zu schützen. Scheinbar willkürlich werden die Importbestimmungen angepasst. Letztes Jahr konnten Maschinen im Kleinformat mit einer Geschwindigkeit von mehr als 15'000 Bogen/Stunde noch zollfrei eingeführt werden. 2007 müssen diese Maschinen ebenfalls verzollt werden.

Clark bestätigt mir, was bereits von Achim Mergenthaler im Heidelberg-Werk Quingpu angesprochen wurde. Der Weg für Investitionen aus dem Ausland ist mühsam und kompliziert. Die Kaufwährung ist entweder Euro oder Dollar. Die Währung muss zuerst offiziell vom Staat beantragt werden, bevor die Bestellung ausgelöst werden kann. Einzige Ausnahme: Käufer und Verkäufer haben ihren Sitz in Hongkong. Aus diesem Grunde hat Heidelberg eine knappe Autostunde neben dem Standort Shenzhen in Hongkong eine weitere Niederlassung.

Altpapier als Luxusartikel
Am Schluss unseres Gesprächs kommen wir auf das Thema Oekologie zu sprechen. «Auch hier besteht ein grosser Nachholbedarf in China» gesteht Clark Chung. «Aber eine gewisse Sensibilität für die Thematik entsteht langsam. Die Problematik ist ja auch nicht zu übersehen …» ergänzt er. China gehört mit einem Papierverbrauch von 42 kg/Einwohner nicht zu den Spitzenreitern auf der Welt. Bei einer Bevölkerung von 1,4 Mia Menschen hat aber ein minimes Wachstum auf 50 kg/Einwohner gigantische Auswirkungen! Bereits heute werden rund 20% der Holzimporte für die Papierproduktion verwendet. Dazu importiert China riesig Mengen als Altpapier aus den USA für die Produktion von Verpackungskarton. «Leider wird in China bis heute kein Altpapier gesammelt» erwähnt Clark Chung am Schluss.



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