Erste Hilfe für den Mac in China

Kein lächelnder Mac, kein Apfel, kein Ton, einfach gar nichts mehr. Wir sind in Xi'an, haben heute mogen noch die letzten updates fürs Web gemacht. Jetzt sitzen wir im Starbucks-Cafe mitten im Zentrum der Stadt und wollen online gehen. Im Starbucks gibt es freien WiFi-Zugang und das erst noch in einer akzeptablen Geschwindigkeit, jedenfalls für China. Wir sind installiert, der Kaffee ist bestellt – aber der Mac macht keinen Wank, resp. keinen Klick mehr.
Zum Glück hat es gerade auf der anderen Strassenseite einen offiziellen Mac-Händler. Die Leute dort sind sehr hilfsbereit, gerade drei Leute versuchend den Mac irgendwie wieder zum laufen zu bringen. Extern booten via FireWie-Kabel von einer anderen Station aus, und mit einer System-Disk die Festplatte überprüfen - einfach nichts funktioniert. Dazu kommt, dass die vier hilfsbereiten Chinesen einfach kein Englisch sprechen. Jetzt kommt der Versuch mit diversen Tastenkombinationen im Unix-Modus zu starten oder die Parameter-RAM zu löschen. Es wird laut im Laden, jeder versucht die richtigen Tasten auf meiner Schweizer Tastatur zu finden – ohne Erfolg. Der Mac bleibt stumm, der Bildschirm ist leer.
Ich bekomme einen Zettel in die Handgedrückt mit einer Adresse, im Westen der Stadt. Mit einigen englischen Brocken versuchen sie mir klar zu machen, dass es dort einen Spezialisten gibt der mir sicher weiterhelfen kann. Ein Taxi wird mich hinbringen. Ich soll ins Büro 21 im 9. Stock gehen. Der Fahrer lässt mich vor einem riesigen Elektronikartikel-Shopping-Center aussteigen. In der grossen Halle ist Stand an Stand, überall werden Geräte verkauft. Da gibt es iPods die so gar keine Ähnlichkeit mit dem Original haben, und Compis die ich in dieser Form noch nie gesehen habe. Mit dem Lift komme ich in den 9. Stock. Da ist Büro an Büro. Einige Türen sind offen, ich sehe Chinesen zwischen Kisten und Schachteln vor Bildschirmen. Es ist laut und heiss. Wenn es in China irgendwo Virenprogrammierer gibt, dann weiss ich jetzt wo die sitzen...
Das Büro 21 ist ganz hinten in einer Ecke. Welche Überraschung, das ist ein offizieller Apple Service-Center. Das jedenfalls steht auf dem Schild an der Wand. Ein Techniker nimmt sich meinem stummen Mac an. Es ist in der Zwischenzeit nach 16 Uhr. Systematisch nimmt er mein MacBook auseinander – und dann kommt die Frage die ich einfach nicht hören wollte: «Haben Sie wichtige Daten auf der Festplatte.» Das heisst die Frage kam nicht so direkt. Der Mann sprach kein Englisch, aber eine Mitarbeiterin konnte zwar nicht Englisch sprechen, dafür schreiben. Sie übersetzte und schrieb dann alles auf. Ich schrieb dann meine Antworten ebenfalls, da sie auch kein Englisch verstand...
Nun war es klar, die Festplatte war defekt. Er installierte mir eine neue Platte und ich Stand am Freitag Abend um 18 Uhr im Regen vor dem Haus. Das ganze hat umgerechnet 30 Franken gekostet. Mein MacBook hat eine neue Platte, aber kein Betriebssystem, keine Programme und das letzte Backup haben wir vor zwei Wochen in Beijing gemacht. Irgendwie kommt mir in den Sinn was ich immer im Unterricht erwähne. Es versteht sich von selber, dass ich auch keine Software CD's dabei habe.
Am Samstag Morgen gehe ich wieder zum MacHändler. Die sind so hilfreich wie ich es mir erhofft habe und installieren mir ein Betriebssystem. Zum Glück gibt es die Multilingual System DVD von Apple, sonst würde mein Mac jetzt chinesisch sprechen. Dann kommen die obligaten online-Updates. Der Apple Shop hat auch ein WiFi-Netz, aber die Geschwindigkeit ist unerträglich langsam. Nach drei Stunden gehe ich in den Starbucks. Dort verbringe ich den Nachmittag mit der Installation der grundlegenden Komponenten.
Von Adobe in der Schweiz bekomme ich einen Zugang um die CS3-Suite herunterzuladen. Aber eben mit einem Download von 10KB/sec, ist das praktisch unmöglich. Ich entschliesse mich die Bildergalerien in Zukunft mit Adobe Lightroom zu generieren. Für die HTML-Seiten lade ich mir BBEdit.
Mein Mac ist mehr oder weniger wieder funktionsfähig. Wir fliegen am nächsten Tagen nach Kunming. In die Millionenstadt auf 2000 Metern, der Ausgangspunkt für unsere zweiwöchige Kulturreise. Im Hotel dort haben wir sogar im Zimmer freien Internetzugang – wenn auch wie gewohnt unerträglich langsam. Hier kann ich mir über Nacht den Dreamweaver laden – und dem nächsten Webupdate steht nichts mehr im Wege. Auf Photoshop müssen wir verzichten, sonst hätten wir noch zwei weitere Nächte im Hotel bleiben müssen. Unsere Bildergalerie sieht jetzt etwas anders aus, aber damit müssen wir leben.
Fazit der ganzen Geschichte: Wir machen jetzt täglich ein Backup. Und wir hoffen, dass wir in Bern die Daten von der alten Festplatte retten können.

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suroflo
 

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